
Wiki sagt:
Gelatine ist ein Stoffgemisch aus geschmacksneutralen tierischen Proteinen. Hauptbestandteil ist denaturiertes und teilweise hydrolysiertes Kollagen, welches aus dem Bindegewebe verschiedener Tierarten, vor allem Schweinen und Rindern, produziert wird. ....
In ungereinigter Form ist Gelatine auch als Glutinleim bekannt.
Gelatine wird primär als Lebensmittel (-ergänzung), in Form von Süßspeisen und Geliermittel verwendet, die Pharmaindustrie nutz den körpereigenen Stoff für Medikamentenkapseln, Nährlösungen oder auch zur Wundbehandlung, die Baubranche als Kleber, Binde- und Trockenmittel, MaskenbildnerInnen um Wunden und Blut zu simulieren.
Ohne Gelatine wäre die Fotografie geradezu undenkbar, da sie als Emulsionsschicht für Filme und Papiere und als Beschichtung fungiert.
Die Fa. Kodak hatte wohl die größte Rinderherde, um Nachschub und Qualität zu sichern...
Die für den Lichtdruck entscheidenen Eigenschaften sind:
- Das Quellvermögen - Aufnahme von Wasser/ Luftfeuchte
- Die Lösbarkeit verschiedenster Chemikalien
(Einbringung und Auswaschen) - Lösemittelresistent
- Das Schmelzen (verflüssigen) und Gelieren zum Gießen.
- Bei der Trocknung bildet sich eine glatte/strukturlose Oberfläche.
Lichtdruckgelatinen in verschiedenen Härtegraden wurden (und wird...) mit netterweise als Pulver von der Firma GELITA aus Eberbach zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank.
Theorie & Überlegungen
Die klassische Verarbeitungsmethode sah bzw. sieht so aus, dass man die Gelatinen zunächst quellen lässt, mit Wasser in einen offenen Topf im Wasserbad über einer Gasflamme oder später - als es dann Strom gab - auf einer Herdplatte erwärmt, gelegentlich umgerührt, die lichtempfindliche Substanz dazu gibt, filtriert und dann die benötigte Menge entnimmt und auf der Druckplatte verteilt (prärariert).
Jo. funktioniert.
Aber...
Töpfe, Löffel, Thermometer, Filter, Auffangbehälter, Messbecher müssen mit viel heißem Wasser gereinigt werden, das dann kontaminiert ist. Es kostet Zeit und birgt Risiken.
Das kann man auch anders machen...
Ich habe einen Weg gesucht, die „Suppe“ kontaktlos und sicher zu verarbeiten. Der Wunsch nach Dokumentation und Standardisierung führte zu der Version, die entsprechenden Quanten bzw. Portionen separat anzusetzten und zu verarbeiten.
Aus dem großen Topf werden mehrere kleinere Portionen...
Die Portionen in Gefrier- oder Gleitverschlussbeuteln zu verarbeiten und mit Wasserbad zu arbeiten hat sich als sehr praktikabel erwiesen.
Die Vorteile:
- Die Mischung und der Schmelzvorgang lassen sich beobachten.
- Beutel kann man einfach kneten/quetschen/verformen (statt Umrühren).
- Beschriftungen oder Aufkleber idendifizieren die Portion.
- Gleitverschlussbeutel kann man verschließen, Folienbeutel (Gefriebeutel kann man (fuftdicht) verschweißen und lagern
- Keine offene Oberfläche (staubfrei)
- geringsten Resten lassen sicher als Feststoff entsorgen.
Zum Abwiegen und Gießen kann der Beutel in ein passendes Becherglas gelegt werden, um eine stabile Form zu haben.
Die Verarbeitung in Leeratuschen, wie sie für Silikone oder Kleber Verwendung finden, funktioniert auch, wobei das Mischen durch heftiges Schütteln geschehen muss, was Blasen/Schaum verurscht...
Es ist platzsparend, stabil und lässt sich mittels mechanischer oder elektrischer Katuschenpistole sehr exakt und einhändig entleeren, produziert aber mehr Müll.
Das Rezept für Lichtdruckgelatine ist einfach und hat sich seit den Anfängen nicht geändert.
Man nehme…
7-9% Gewichtsanteil Gelatine des Wassers und mische es mit maximal 20% Gewichtsanteil (Kalium*-) DiChromat der Gelatine.
Oder
1 + 5 + ≈40 Teile
DiChromat + Gelatine + Wasser
Diese alte, geltende Regel erfuhr und erfährt in wohl in jeder Werkstatt eine eigene Variante. Die Zugabe von Alkohol, Ätznatron, Azeton, Glycerin, Desinfektionsmittel, Spülmittel (für die Oberflächenspannung) und deren Mengen, die auf Grund von Motiven, Wetterbedingungen oder gemachten Erfahrung Einsatz fanden, bleiben wohl Geheimnisse...
* Was sich heute ändern kann - und bei LD2 ändern wird - ist der Einsatz der lichtempfindlichen Substanzen, die zum Einsatzt kommen. Inzwischen gibt es ungiftige Alternativen zum 6-wertigen Chrom.
Mehr dazu unter "Forschung - Alternative für DiChromate"
Über den Wasseranteil lässt sich die Gießeigenschaft und Trockenzeit steuern. Die Verarbeitungstemperatur und die verwendete Gelatinesorte haben ebenfalls Einfluss, die es zu berücksichtigen (und zu testen) gilt.
Die benötigte Menge ergibt sich aus der zu präparierenden Fläche, wobei hier die Menge an Gelatine ausschlaggebend ist.
Abhängig vom Motiv kann/muss der Härtegrad der Gelatinesorte und die Schichtdicke variieren und liegt zwischen 90 und 150g Gelatine pro Quadratmeter.
Es darf gerechnet werden…
Neben dem Rezept spielt die Verarbeitung der Gelatine eine entscheidendere Rolle!
Hartmut Voigt hat sich intensiv mit den (mechanischen) Eigenschaften von Gelatine auseinandergesetzt, die sich durch unterschiedliche Behandlung (beim Quellen, Schmelzen und Reifen) durch die Faktoren Zeit und Temperaturen ergeben, wofür man sehr dankbar sein kann.
Da ich z. Zt. noch nichts über die mechanischen Eigenschaften der Druckschicht sagen kann, weil die dazu nötige Praxis (noch) nicht verhandeln ist, wird das nachgeholt…
Ansatz & Verarbeitung
(M) Ein Basisrezept für eine Druckplatte (700 x 500mm) sieht so aus.
Gewicht |
Substanz |
---|---|
7g |
KaliumDiChromat / DAS |
35g |
Gelatine |
250g |
Osmosewasser |
Ein Folienbeutel wird mit Datum, dem Rezept und einer Laufnummer beschriftet.
(Ich arbeite daran, aus den generierten und gemessen Mengen Daten vom ioBroker ein Klebeettiket zu generiert und dieses dann zu verwenden...)
Gelatine, Wasser und Kabi/DAS abwiegen.
Ist BiChromat/DAS bereits in gelöster Form angesetzt, was ich empfehle, weil es den Vorteil hat, dass es sich so auf Grund des größerern Volumenbesser genauer dosieren/wiegen lässt und flüssig "sicherer" in der Verarbeitung ist, weil es im Vorfeld in 20 Teilen Wasser in einem Arbeitsschritt für viele Mischungen vorrätig ist, muss man die Wassermenge des Ansatz berücksichtigen.
Alternativ kann man erst KaBi/DAS im Wasser auflösen, was sich im Beutel gut beobachten lässt, und dann Gelatine dazugeben.
Die Mischung wird vermengt /geknetet und kommt ins Wasserbad, das mittels SousVide auf 45°C für 45 Minuten erwärmt wird und sich dann wieder langsam abkühlt. Gelegendliche Kontrolle und Vermengen des warmen Gel (ca. alle 15 Minuten) macht Laune...
Für die bessere Vernetzung der Gelatine mit dem BiChromat/DAS lässt man die Mischung mindestens ein Tag ruhen. Auch längere Lagerung ist möglich, doch fehlen (mir) dazu noch die Erfahrungen...
Präparation
Wenn die Gelatine (erneut) geschmolzen ist und der Ofen mit der Platte vorbereitet ist, wird die Gelatine gegossen.
Die alten Herren geben hier umfangreiche Vorschläge und Anweisungen, welche Hand wann was tun soll und wie die Platte zu bewegen ist.
Ich verfolge hier (mal wieder) einen anderen Ansatz und bewege die Platte, die plan auf einer Heizmatte liegt nicht, sondern gieße die Gelatine aus dem Folienbeutel an verschiedenen Stellen auf und verteile sie dann mit einem Silikonpinsel. den Fingern (natürlich in Handschuhen!) oder mit einem Papierstreifen auf der Fläche und lasse einen schmalen Rand bzw. Abstand zur Kante.
Luftblasen und Staubteile, die nicht ausbleiben, entferne ich mit einer Einmalspritze, was zuverlässig funktioniert.
Die Haube (Foto-Softbox) wird abgesenkt bzw. aufgelegt und die Trocknung wird vom iobroker kontrolliert.
Hier ist die Luftfeuchte im Ofen der entscheidene Faktor. Sinkt der Wert und steigt dann wieder an, bedeutet das, dass die Platte trocken ist. Die Temperatur wird heruntergefahren und entsprechen die Klimawerte im Ofen (wieder) der Umgebung ist die Präparation abgeschlossen.
Filtration

In den Fachbüchern werden der Filtrierung der Gelatine eigene Kapitel gewidmet und auf die Notwendigkeit hingewiesen. Ich habe verschiedene Techniken ausprobiert, wobei ich bisher keine nennenswerten Vorteil durch das Filtern erkennen konnten. Es könnte mit der heutigen Herstellung, der damit verbundenen Reinheit der Materialien und dem sauberen Umgang zusammenhängen…?!
Der Vollständigkeit halber hier aber die gemachten Erfahrungen…
Es wurde mit verschiedenen Trichtern und Kaffeefilterhaltern aus Keramik, Kunststoff und Metall experimentiert, in die angefeuchtete Filtertüten/ -papiere verschiednerer Porengröße gelegt wurden. Der Filterhalter wurde teilweise temperiert bzw. wurde im warmen Trockenofen gefiltert.
Probleme dabei sind:
- ein kontaminierter Filterhalter, der gereinigt werden muss,
- es braucht ein zusätzliches Auffanggefäß, um die gefilterte Menge abwiegen zu können und
- es dauerte teilweise über eine halbe Stunde, bis die Gelatine durchgelaufen ist.
Die alternative und präferierte Variante ist ein feinmaschiges, elastisches Gewebe (Nylonstrumpf), der beim Gießen über das Becherglasrand gestülpt wird. Durch unterschiedliche Dehnung lässt sich die Fließmenge regulieren! Der Filter kann einfach durch Verschieben „erneuert“ werden. Funktioniert, ist günstig, spart Zeit und produziert wenig Abfall.
GELITA hat auf Anfrage dazu folgenden Hinweis gesendet..
Die heutigen Gelatinen werden unter Lebensmittelbedingungen produziert und filtriert. Die Qualitäten sind deutlich höher als in früheren Zeiten. Unlösliche Teilchen oder Verunreinigungen während des weiteren Verarbeitungsprozesses können jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. GELITA empfiehlt seinen Kunden deshalb Gelatinelösungen vor dem Einsatz entsprechend den Anforderungen der Produkte zu filtrieren.